Aortenaneurysmachirurgie und endoluminales Stenting
Aortenaneurysmen erfordern individuell abgestimmte Therapien. Im Albertinen Herz- und Gefäßzentrum kommen dabei hochspezialisierte, interdisziplinäre Verfahren zum Einsatz.
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Bei einem Aortenaneurysma sind die Lokalisation und die daraus resultierenden möglichen Komplikationen entscheidend für das weitere Vorgehen. In der Regel besteht bei einem Aortendurchmesser von mehr als 5,5 cm ein Interventionsbedarf. Bei akut dissezierenden Aorta-ascendens-Aneurysmen vom Typ Stanford A besteht in der Regel eine notfallmäßige Operationsindikation. Häufig kommt es durch die traumatische Ablösung der Aortenklappenkommissuren im Rahmen der Dissektion zu einer Aortenklappeninsuffizienz. Bei morphologisch normaler Aortenklappe ist in der Regel deren Erhalt durch einen suprakoronaren Aorta-ascendens-Ersatz möglich. Bei Ektasie der gesamten Aortenwurzel kann die normal angelegte Aortenklappe durch die Rekonstruktion nach DAVID erhalten werden.
Bei Aortenbogenaneurysmen kann in tiefer Hypothermie (rektale Temperatur bis 20°C) und partiellem Kreislaufstillstand ein Aortenbogenersatz mit Reimplantation der supraaortalen Äste durchgeführt werden. Durch antegrade und retrograde Perfusion des Gehirns mit gekühltem Blut aus der Herz-Lungen-Maschine ist dieses Verfahren im Hinblick auf neurolo- gische Komplikationen sehr sicher geworden.
Ein Aneurysma der Aorta descendens ohne Begleitkomplikationen, wie beispielsweise eine akute Blutung oder Durchblutungsstörung des Splanchnikusgebiets, wird in der Regel konservativ mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt. Bei Perforationsgefahr, akuten Blutungen oder Durchblutungsstörungen kann durch die Implantation von endoluminalen Stents das Aneurysma behandelt werden. Hierfür ist nur die Freilegung einer Leistenarterie erforderlich.
Patienten mit komplexen thorakalen Aortenaneurysmen können durch einen Hybrideingriff risikoarm behandelt werden. Dabei werden die Aorta ascendens und der Aortenbogen ersetzt und das Aorta-descendens-Aneurysma mittels eines neu entwickelten intraluminalen Stents ausgeschaltet.
Dieses neue Therapiekonzept hat den Vorteil, dass das gesamte Aortenaneurysma in einer Sitzung behandelt werden kann und ein zweiter chirurgischer Eingriff an der absteigenden thorakalen Aorta vermieden wird. Außerdem ist das Risiko, eine Querschnittslähmung zu erleiden, deutlich niedriger als bei konventionellen chirurgischen Verfahren.
Die Hybridbehandlung von Aortenaneurysmen ist ein typisches Beispiel für das Zusammenwachsen von Kardiologie, Kardiochirurgie und Kardioanästhesie innerhalb unseres Herzzentrums bei der Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen mittels innovationer Verfahren.