
Robert Binczyk
Leitender Kardiotechniker und OP-Koordinator, Kardiotechnik

Die Aufrechterhaltung des Körpergleichgewichts unter Vergabe einzelner Organfunktionen an "extraterritoriale" Maschinen ist Gibbon im Jahr 1953 gelungen. Er führte in diesem Jahr die erste erfolgreiche Herzoperation unter Einsatz einer künstlichen extrakorporalen Zirkulation durch und erzielte somit den Durchbruch auf dem Gebiet der "offenen" Herzchirurgie.
Zwischenzeitlich ist die Technik der extrakorporalen Zirkulation zu einem Routineverfahren entwickelt worden. Die äußerst komplexe Angelegenheit der extrakorporalen Zirkulation unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ist eine der Hauptaufgaben, die von der Berufsgruppe der Kardiotechnik durchgeführt wird.
Die Abteilung Kardiotechnik ist spezialisiert auf die Bewältigung und technische Umsetzung von herzchirurgischen Eingriffen unter Berücksichtigung des Wohlbefindens sowie der Bedürfnisse unterschiedlich schwer erkrankter Patientinnen und Patienten.
Umfassendes theoretisches und praktisches Wissen im medizinischen und technischen Bereich sind Grundbausteine des kardiotechnischen Wirkens in Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen, um eine sichere und moderne Herzoperation durchführen zu können.
Kardiotechniker Robert Binczyk ist im Hybrid-OP der "doppelte Boden" für den Fall, dass ein Eingriff nicht wie geplant verläuft. Eine Situation, die zum Glück nur selten eintritt.
Robert Binczyk
Leitender Kardiotechniker & OP-Koordinator Herzchirurgie
Albertinen Herz- und Gefäßzentrum | Standort Schnelsen
Meine Kernkompetenz im Hybridsaal ist, dass ich der Kardiotechniker bin, der mit einer gefüllten Herz-Lungen-Maschine im Hybridsaal stehe und sozusagen die Sicherheitsleine bilde, für den Fall, dass eine Operation nicht so abläuft wie geplant. Das passiert ganz, ganz selten. Also ich würde es vielleicht vergreifen mit der Feuerwehr.
Kein Mensch will, dass ein Haus brennt, aber jeder ist froh, dass es die Feuerwehr gibt. Der gute Kardiotechniker, schräg, schräg Kardiotechnikerin sollte auf jeden Fall stressresistent sein, sollte technisch interessiert sein, sollte Respekt vor Menschen haben und sollte teamfähig sein und Teamgeist haben. Und das ist etwas, wo wir wirklich auch viel Wert darauf legen, dass ein jeder seine Rolle im Team hat und ein jeder wichtig im Team ist.
Und das wird auch ernst genommen. Und nur so kann es zu einem guten Ergebnis kommen. Feste Teams, sei es in der Pflege, in der Anästhesie, in der Kardiotechnik, in der Chirurgie, werden am Ende immer das bessere Ergebnis erzielen.
Also unser technisch aufwendigster und technisch hochgerüsteter Raum ist der Hybridsaal. Da ist sozusagen, das ist so das Maximum der Technik, was so verbaut wurde. Man sagt ja in der Natur, dass die einfachen Sachen sich am Ende immer durchsetzen und lange, lange bestehen.
Das Grundprinzip der Herz-Lungen-Maschine, der Herz-Unterstützung, das heißt die Pumpfunktion zu nachzuahmen, die ist gleich. Und da verbessern sich die Materialien, die Pumpen verbessern sich. Ja, das wird moderner.
Bei vielen Herzeingriffen ist auch heute noch die Verwendung der Herz-Lungen-Maschine erforderlich. Im Albertinen Krankenhaus stehen fünf Maschinen der neuesten Generation zur Verfügung, die von Kardiotechnikerinnen und Kardiotechnikern bedient werden. Bei Eingriffen am ruhenden und eröffneten Herzen kann die Pumpfunktion des Herzens durch Rollenpumpen oder Zentrifugalpumpen und die Lungenfunktion durch den Einsatz eines Oxygenators für mehrere Stunden ersetzt werden. Bei Kontakt des Blutes mit den Fremdoberflächen der Herz-Lungen-Maschine (Kunststoffschläuche, venöses Reservoir und Oxygenator) kommt es zur ausgeprägten Aktivierung des Gerinnungssystems, welches eine temporäre, hochdosierte Antikoagulation, in der Regel mit unfraktioniertem Heparin, notwendig macht. Außerdem kommt es zu einer Verminderung der Thrombozytenzahl und deren Funktion. Dies wiederum kann zu perioperativen Blutungsproblemen und erhöhtem Fremdblutbedarf führen. Im Albertinen Krankenhaus stehen alle modernen technischen Geräte zur Einsparung von Fremdblut zur Verfügung.
Bei der Hämodilution wird den Patientinnen und Patienten nach Heparinisierung und Anschluss der Herz-Lungen-Maschine 500 bis 1000 ml Blut entnommen, welches nach Beendigung der extrakorporalen Zirkulation dem Patienten retransfundiert wird. Im Gegensatz zur Eigenblutspende können die für eine gute Blutgerinnung erforderlichen Thrombozyten und alle Gerinnungsfaktoren in ihrer normalen Konzentration mit dieser Methode erhalten werden.
Das während der extrakorporalen Zirkulation im Operationsgebiet anfallende Blut wird ohnehin dem Patienten über die Herz-Lungen-Maschine zurückgeführt.
rch Infusion von Tranexamsäure während der extrakorporalen Zirkulation kann der postoperative Blutverlust signifikant gesenkt werden.
Im Anschluss an den Eingriff kann durch eine engmaschige Gerinnungsüberwachung sowie den Einsatz von Cellsaver, Retransfusion von Drainagenblut und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung von Gerinnungsstörungen die Transfusion von Fremdblut in den meisten Fällen vermieden werden.
Bei Koronareingriffen ohne den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine besteht ein geringeres Blutungsrisiko und Fremdblutgaben sind nur selten erforderlich.

Leitender Kardiotechniker und OP-Koordinator, Kardiotechnik
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